Hurtigruten

Auf der Hurtigruten zieht Norwegens wunderschöne Küste vorbei unter dem stetigen, tiefen Stapfen der Maschinen, deren ungeheure Kraft sich im spritzenden Rauschen der Gischt und der Vibration des gesamten Schiffskörpers auf alle Sinne überträgt. War es so?

           

Ernst beiseite, mir hat die Reise mit der Hurtigruten gut gefallen, nachdem ich mir meine Hände an den allgegenwärtigen Desinfektionsmaschinen "gereinigt" hatte und die einführende Verkaufsveranstaltung - äh, die Sicherheitsbelehrung - über mich hatte ergehen lassen. So, nun beginnen wir am Anfang.

Geschichte der Hurtigruten

Die Hurtigruten wurde im Jahre 1893 als Verbindung zwischen dem Norden und Süden Norwegens gegründet. War die ursprüngliche Absicht, Waren und Post zu transportieren, wurden schon bald nach ihrer Gründung Reisende mitgenommen. Und so florierte die Hurtigruten (dank der Subventionen) jahrelang als einzige Verbindung zwischen dem Norden und Süden und wurde deshalb als "Reichsstraße Nr. 1" bezeichnet. Heute hingegen konkurrieren die Straße und der Flugverkehr mit der Hurtigruten. Doch diese Konkurrenz fällt im Winter oft genug aus, so dass nur die Hurtigruten die Verbindung zwischen dem Norden und Süden verlässlich aufrecht zu erhalten vermag. Daher wird die Hurtigruten weiterhin subventioniert, hat aber die Vorgabe, sich insbesondere im Sommer selbst zu tragen. Dies erklärt wohl, weshalb das Marketing soviel Raum während der Sicherheitsbelehrung eingenommen hat. Wer mehr über die Hurtigruten wissen will, kann z. B. die Artikel im Loose Reiseführer und auf Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Hurtigruten lesen. Natürlich kann frau unter http://www.hurtigruten.de/ nicht nur buchen, sondern auch einiges zur Hurtigruten lesen.

Allgemeine Informationen zur Fahrt mit der Hurtigruten

Wer die Reise buchen will und flexibel ist, sollte sich mehrere Termine anschauen, da die Preise stark schwanken. So kostete die Reise mit Vollpension in der Einzelkabine von Bergen nach Kirkenes laut Angebot vom 15.08.2013 mit Abfahrt am 18.08.2013 4100 Euro und mit Abfahrt am 21.08.2103 2200 Euro bzw. mit Abfahrt am 24.08.2013 3450 Euro und mit Abfahrt am 25.08.2013 2010 Euro. Auf meinem Schiff waren mehr Niederländer als Deutsche, weshalb ich mich fragte, wie das sein könne, obwohl es etwa 4 Mal so viele Deutsche wie Niederländer gibt. Des Rätsels Lösung war, dass es in den Niederlande das Sonderangebot "Zwei zum Preis von Einem" gab. Einige Angebote beinhalten auch den Flug und den weiteren Transport zum und vom Hafen.

Die nordgehende Route (von Bergen nach Kirkenes) unterscheidet sich von der südgehenden Route (von Kirkenes nach Bergen), indem die Häfen, die nordgehend tagsüber angelaufen werden, südgehend nachts angelaufen werden und umgekehrt. Darüber hinaus beinhaltet nur die nordgehende Route den Geiranger Fjord. Frau kann auch nur einzelne Etappen fahren, z. B. von Ålesund nach Geiranger.

Insbesondere in den größeren Städten wie Trondheim und Tromsø, gibt es einen längeren Landgang. Wenn die Hurtigruten Verspätung hat, wird der Landgang verkürzt. Die Hurtigruten bietet auch Ausflüge an. Dazu werden die Passagiere am Hafen abgeholt und ggf. am nächsten oder übernächsten Hafen wieder zum Kai gebracht. Einige Ausflüge sind sehr interessant, doch zum Teil teuer. Ich habe einen Ausflug auf die Lofoten gemacht. Dieser Ausflug war mit 570 NOK relativ billig. Klar, der Hilfsschwabe muss sparen.

         
       

Auf den meisten Schiffen kann frau ein Fahrzeug mitnehmen; sie sollte sich aber erkundigen, wie groß das Fahrzeug sein darf, damit sie weiß, ob sie auch ihren Campingwagen mitnehmen kann. Das Foto vermittelt eine Vorstellung, wie die Einfahrt für die Fahrzeuge aussieht. In Geiranger können keine Fahrzeuge zu- oder abgeladen werden, da es in Geiranger keinen Anleger gibt.

Das Einchecken ging relativ schnell, doch es dauerte gut 1 Stunde, bis ich in die Kabine konnte. Die Kabine war backbords im 6. Deck. Für Landratten wie mich: Backbord ist in Fahrtrichtung links. Wer sich das wie ich nicht merken kann, findet unter http://alle-eselsbruecken.de/backbord-und-steuerbord/ Merkhilfen. Ich hatte die Kabine für 100 Euro zusätzlich gewählt, da ich möglichst weit vorne (vorne, das ist der Bug) und nicht zwischen 2 Kabinen sein wollte. So schön, so gut, doch nun hatte ich den Mann am Klavier über mir sitzen. Da der Mann am Klavier um Mitternacht aufhörte, war das nicht so schlimm. Die Kabinen auf den höheren Decks sind besser, doch da ist auch das Schaukeln des Schiffes stärker. Auf der Hurtigruten ist das kein Problem, da sie fast nie übers offene Meer fährt.

Backbord ist auch die Hafenseite, d. h. diese Kabine blickt im Hafen zum Kai. Steuerbords sind die Kabinen in der Nordlys etwas größer. Wahrscheinlich findet sich diese Asymmetrie auch auf anderen Schiffen. Dies sollte bei der Wahl der Kabine berücksichtigt werden.

Die Verpflegung hätte besser sein können. Das Frühstück war mäßig, weil an den Zutaten gespart wurde. So gab es z. B. Pressfleisch und keinen Schinken. Das Mittagessen wurde als Buffet serviert und hat mir am besten geschmeckt. Abends gab es ein serviertes 3-Gänge Menu, nach dem Motto: viel gewollt und nicht richtig gekonnt. Außerdem waren die Portionen so klein, dass ich Beilagen nachbestellen musste. Alkoholische Getränke sind nicht in der Verpflegung enthalten. Dies ist bei Vollpension normal.

Zum Bezahlen kann frau ihre Bordkarte verwenden, nachdem sie sie mit der Kreditkarte hat aktivieren lassen. Frau kann aber auch wie ich in bar bezahlen. So spart sie die Gebühr für den Auslandseinsatz der Kreditkarte, und niemand weiß, wofür sie ihr Geld ausgibt.

Zumindest auf der Nordlys gibt es einen Waschsalon. Pro Waschmaschine bezahlt frau 30 NOK, wobei das Waschmittel und der Trockner inbegriffen sind. Dies ist eine gute Gelegenheit zu waschen, da es in Norwegen kaum Waschsalons gibt.

Die Reise

Nun habt Ihr genug gelesen. Jetzt ist es Zeit für eine Bildergeschichte.

           
           
           
           
           

Das war eine Auswahl meiner Bilder. Die 5 Tage auf dem Schiff vergingen wie im Flug, und wir haben am 29.07.2013 pünktlich um 14:30 Uhr in Bergen angelegt. Die Tränen flossen zum Abschied, das Gepäck wurde vom Band gezerrt und jeder ging seiner Wege.

Mein Weg ging zum Bahnhof, wo mein Zug nach Oslo um 15:58 Uhr abfuhr. Die Vergleichbarkeit der Norwegischen und der Deutschen Bahn zeigte sich erneut: der ursprüngliche Zug war defekt und wurde ersetzt, wobei die Sitzplatzreservierungen hinfällig wurden. Die Fahrkarte hatte ich bereits bei meinem ersten Aufenthalt in Bergen gekauft und so statt gut 1000 NOK nur 400 NOK bezahlt.

Egal, die Reise nach Oslo war schön, insbesondere weil ich in Fahrtrichtung rechts saß. Wenn genug Platz ist, kann frau bis Voss links sitzen und danach rechts.